Heimat verbindet – über Grenzen und Generationen hinweg
- Donauschwaben
- 17. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Sept.
Das 5. Donauschwäbische Welttreffen in Ungarn und Serbien: „Wurzeln bewahren – Brücken bauen – Zukunft gestalten“
Was bedeutet Heimat?
Für viele ist es der Ort, an dem man geboren und aufgewachsen ist. Für andere sind es die Sprache, die vertrauten Lieder, die Gerüche aus der Küche der Großmutter oder die Geschichten, die am Familientisch immer wieder erzählt werden. Heimat ist ein Gefühl von Zugehörigkeit – und sie kann an mehreren Orten zugleich existieren. Gerade für die Bekenntnisgeneration der Donauschwaben ist „Heimat“ oft kein geographisch klar umrissener Begriff mehr, sondern eine Frage der Erinnerung, der Kultur und der gemeinsamen Wurzeln.
Der Weltdachverband der Donauschwaben hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, diese Wurzeln lebendig zu halten. Er möchte den Nachkommen zeigen, woher ihre Vorfahren kommen, Begegnungen in der alten Heimat ermöglichen und die Weitergabe von Kultur, Identität und Brauchtum fördern. Junge Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen dabei nicht nur erleben, sondern auch weitertragen – als Multiplikatoren in ihren Heimatländern.
Wie sich dieses Ziel mit Leben füllen lässt, zeigte das 5. Donauschwäbische Welttreffen, das vom 2. bis 15. August 2025 unter dem Motto „Wurzeln bewahren – Brücken bauen – Zukunft gestalten“ in Ungarn und Serbien stattfand.
Begegnungen in Ungarn
Die Reise begann in Ungarn, wo viele Orte bis heute stark von ungarndeutschen Gemeinschaften geprägt sind. Gleich bei der Ankunft in Baja zeigte sich die Vielfalt: Musik, Tanz und die offizielle Begrüßung durch Jürgen Harich, Präsident des Weltdachverbands, eröffneten das Treffen feierlich.
In Szederkeny brachte ein Theaterstück die Geschichte der Donauschwaben auf die Bühne, in Feked feierten die Teilnehmenden einen bewegenden Gottesdienst. In Geresdlak standen Workshops zu Brauchtum, Handwerk und Kulinarik auf dem Programm, während in Boly, Bonyhad und Veszprem Heimatstuben und Ausstellungen besucht wurden. Kulturabende in Vemend, Geresdlak und Bonyhad boten Musik, Tanz und kulinarische Spezialitäten.
So entstanden Begegnungen zwischen internationalen Gästen aus Deutschland, Österreich, Brasilien, Kanada, den USA und den donauschwäbischen Ungarn vor Ort – lebendige Brücken zwischen Generationen und über Kontinente hinweg.
Gedenken und stille Momente in Serbien
In der zweiten Woche führte das Welttreffen nach Serbien, in die Vojvodina – eines der historischen Kerngebiete donauschwäbischer Siedlungen. In Novi Sad, Sombor, Apatin und Karlowitz traf die Gruppe Vertreter der dortigen deutschen Minderheit, besuchte Museen und Sehenswürdigkeiten wie die Festung Peterwardein oder die Wallfahrtskirche Maria Schnee.
Ein besonderer Schwerpunkt lag auf Orten wie Gakowa und Filipowa, wo Gedenkstätten an die leidvolle Nachkriegszeit erinnern. Hier gab es stille Momente der Besinnung, Gottesdienste – etwa in Brestowatz – und Gespräche mit Zeitzeugen. Auch in Bulkes, wo ein Kirchenprojekt vorgestellt wurde, erlebten die Teilnehmenden, wie schwierig, aber auch wie wertvoll es ist, Tradition unter widrigen Umständen zu bewahren.
Dass mehrere Vertreter der deutschen Botschaft in Belgrad anwesend waren, unterstrich den hohen Stellenwert des Treffens. Sie betonten, das Welttreffen befördere Frieden und Völkerverständigung – eine Botschaft, die gerade für die junge Generation von Bedeutung ist.
Musik, Tanz und neue Freundschaften
So traurig die Gedenkorte einem stimmten, so fröhlich präsentierte sich die Kultur. Tanz- und Trachtengruppen aus vielen Ländern ließen die alten Tänze lebendig werden, Chöre sangen vertraute Lieder, und beim gemeinsamen Essen entstand Gemeinschaft.
Zum Abschluss reiste die Gruppe wieder nach Ungarn in den Iglauer Park in Waschludt, wo parallel die Tanzwoche des ungarndeutschen Landesrates stattfand. Hier knüpften junge Leute schnell Kontakte – ein Symbol dafür, dass Kultur am besten durch Begegnung lebt. Besonders eindrucksvoll war die nachgestellte donauschwäbische Hochzeit in Magyarpolany, die Traditionen zum Erlebnis machte.
Heimat als Zukunftsaufgabe
Das 5. Donauschwäbische Welttreffen war weit mehr als ein Reiseprogramm. Es war eine Begegnung mit Geschichte, eine emotionale Rückkehr an Orte der Vorfahren – und zugleich ein Aufbruch.
Gerade für die Bekenntnisgeneration, die oft mit der Frage ringt, was Heimat heute für sie bedeutet, wurde hier spürbar: Heimat ist nicht nur ein Ort, sondern ein Band. Es verbindet die Geschichten der Großeltern mit den Erfahrungen der Enkel, es übersetzt Kultur in die Gegenwart und es schafft ein Gefühl von Zusammengehörigkeit über Grenzen hinweg.
So wurde deutlich: Wurzeln bewahren heißt nicht Stillstand – sondern Zukunft gestalten.
Ein herzliches Dankeschön geht an das Organisationsteam: Edina Bunth und Laszlo Kreisz aus Ungarn, Gabrijela Bogisic und Boris Masic aus Serbien sowie Christine Neu, Elisabeth Ziemer, Maria Zugmann-Weber und Jürgen Harich. Sie alle haben mit ihrem Einsatz das Welttreffen zu einer unvergesslichen Erfahrung gemacht. Sowohl in Ungarn als auch in Serbien wurde im Fernsehen über das Welttreffen berichtet:
Von Jürgen Harich


















































