Donauschwäbische Geschichte und ihre Geschichtsschreiber
- Donauschwaben
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Aktualisiert: vor 1 Tag
Fachtagung in Sindelfingen
Im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen fand die Internationale Fachtagung „Donauschwäbische Geschichte und ihre Geschichtsschreiber – Sichtweisen auf die Besiedlung des Donauraums und die Entwicklung der donauschwäbischen Kultur“ am 8.11.25 statt. Gleichzeitig wurde das 75-jährige Bestehen des Bundesverbands der Donauschwaben gefeiert, was der Tagung eine besondere Festlichkeit und Bedeutung verlieh.
Die Veranstaltung begann mit der Begrüßung durch den Bundesvorsitzenden Jürgen Harich, der unter den zahlreichen Gästen aus dem gesamten Bundesgebiet auch Donauschwaben aus der alten Heimat, aus Brasilien und aus Österreich willkommen hieß. Ein besonderer Gruß ging an den Vizekonsul Stefan Knezevic der Republik Serbien sowie an Maria Zugmann-Weber, Vorsitzende der Donauschwäbischen Arbeitsgemeinschaft in Österreich. Im Anschluss folgte das Grußwort von Dr. Hertha Schwartz, der Vorsitzenden des Arbeitskreises donauschwäbischer Familienforscher und stellv. Vorsitzende des Hauses der Donauschwaben in Sindelfingen. Danach richtete Thomas Dapper, stellvertretender Bundesvorsitzender, einleitende Worte an die Anwesenden und eröffnete damit das vielfältige Vortragsprogramm.
Den ersten wissenschaftlichen Impuls setzte Dr. Maria Werthan, Ehrenpräsidentin des Frauenverbands im BdV, die sich mit den frühen Geschichtsschreibern der Donauschwaben auseinandersetzte. Dabei beleuchtete sie insbesondere die Schriften von Francesco Griselini und Johann Eimann. Sie zeigte auf, welche Bedeutung diese frühen Quellen heute noch haben und welche Perspektiven sie auf die Entstehung und Entwicklung der donauschwäbischen Gemeinschaft eröffnen.
Im Anschluss stellte Thomas Dapper für den serbischen Historiker Zivan Istvanic die historischen Forschungen von Leonard Böhm aus Weißkirchen vor. Er gab einen Einblick in die Arbeitsweise dieses bedeutenden Geschichtsschreibers und ordnete dessen Werk in den regionalen und internationalen Kontext der Historiografie des Donauraums ein.
Mit einem erweiterten Blick auf das 19. Jahrhundert setzte Dr. Daniela Simon vom Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde in Tübingen fort. Sie zeigte anhand zahlreicher Beispiele, wie vielfältig die Bevölkerungsstruktur im südungarischen Raum war und wie eng das Zusammenleben verschiedener ethnischer Gruppen miteinander verflochten war. Der Begriff „Europa im Kleinen“, den sie aufgriff, erhielt dadurch eine anschauliche Deutung.
Nach der Mittagspause wurde die Tagung mit einem Vortrag von Astrid Ziegler fortgesetzt, die das Banat im Spiegel mittelalterlicher Quellen betrachtete. Ihre Ausführungen machten deutlich, wie früh die Region historisch greifbar wird und welche Entwicklungen die Grundlagen für spätere Siedlungsbewegungen bildeten.
Ein weiterer Höhepunkt war der Beitrag von Prof. Miodrag Vukcevic von der Universität Belgrad, den Dr. Hertha Schwarz stellvertretend vortrug und der das Gesamtwerk des Historikers Felix Milleker vorstellte und die Bedeutung der Werschetzer Bibliothek würdigte. Millekers akribische Dokumentationen und Sammlungen sind einzigartig.
Zum Abschluss der Vortragsreihe berichtete Thomas Dapper für die Donauschwäbische Kulturstiftung München über deren historische Aufarbeitungsarbeit. Er erläuterte, wie vielfältig die Projekte sind, die sich mit der Bewahrung, Erforschung und Vermittlung donauschwäbischer Geschichte beschäftigen, und wie wichtig diese Arbeit für das kulturelle Gedächtnis der Gemeinschaft ist.
In einer abschließenden Diskussionsrunde beschäftigten sich Referierende und Funktionsträger mit der Frage, ob eine einheitliche und übereinstimmende Geschichtsschreibung über alle Epochen hinweg überhaupt möglich, sinnvoll oder notwendig sei. Die unterschiedlichen Positionen zeigten, dass Vielfalt und multiperspektivische Betrachtungsweisen ein wesentlicher Bestandteil der donauschwäbischen Historiografie bleiben werden.
Von Jürgen Harich


















