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Donauschwaben in Kroatien gedenken der Vertreibung vor 80 Jahren

  • Donauschwaben
  • 22. Okt.
  • 2 Min. Lesezeit

„Wir sind Brückenbauer“




Auch in Kroatien gibt es eine aktive donauschwäbische Gemeinschaft: Laut der letzten Volkszählung leben rund 3.000 Angehörige der deutschen Minderheit im Land, die Mehrheit engagiert sich in der Deutschen Gemeinschaft in Osijek. In diesem Jahr begingen die Donauschwaben in Kroatien den 80. Jahrestag ihrer Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg – ein Tag des würdevollen Gedenkens und der Erinnerung.


Die zentrale Gedenkveranstaltung fand in Valpovo, rund 20 Kilometer von Osijek entfernt, statt. Sie begann auf dem Städtischen Friedhof, wo die Teilnehmer den Opfern der Nachkriegs-Lager die letzte Ehre erwiesen. Zu den Lagern, in denen Tausende Zivilisten zwischen 1945 und 1947 durch Hunger, Krankheiten und Zwangsarbeit starben, zählen Velika Pisanica, Valpovo, Krndija, Josipovac, Tenja, Šipovac-Našice, Pusta Podunavlje, Beli Manastir und Grabovac.


Ein ökumenischer Gottesdienst in deutscher Sprache wurde von Pfarrer Ivica Zrno, römisch-katholischer Pfarrer aus Punitovci, und Dr. Samir Vrabec, evangelischer Pfarrer aus Osijek, geleitet. Begleitet wurde der Gottesdienst vom Chor „Alte Kameraden“ aus Osijek. Zwanzig Delegationen legten Kränze nieder und entzündeten Kerzen am Denkmal für die Opfer des Lagers Valpovo.


Das zentrale Programm im Kulturzentrum „Matija Petar Katančić“ besuchten zahlreiche prominente Gäste aus Kroatien und Deutschland, darunter Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Klaus-Peter Willsch MdB, Vorsitzender der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSU-Fraktion, Bernard Gaida, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten (AGDM) in Europa, Renata Trischler, Vizepräsidentin des Bundes- und Weltdachverbandes der Donauschwaben und AGDM-Koordinatorin, sowie Tibor Varga, Vorsitzender des Rates für nationale Minderheiten der Republik Kroatien. Weitere Redner kamen von den deutschen Vereinen aus Osijek, Vukovar und Sirač, vertreten durch Vladimir Ham, Darko Tufekčić und Josip Krajcer, vom Rat der deutschen Minderheit durch Enisa Kifer sowie von der Stadt Valpovo durch Zvonko Barišić. Einen starken Eindruck hinterließ die Osijeker Schauspielerin Antonija Mrkonjić mit Vorlesungen von Zeugnissen überlebender Lagerinsassen. Musikalisch gestalteten die Chöre „Drei Rosen“ aus Vukovar und „Edelweiss“ aus Sirač das Programm mit.


In ihrer Ansprache erinnerte Renata Trischler eindringlich an das Leid der in der alten Heimat zurückgebliebenen Deutschen: Viele mussten in Nachkriegs-Lagern Hunger, Krankheit und Willkür erleiden, viele bezahlten mit dem Leben. Jahrzehntelang blieb ihr Schicksal verschwiegen, ihre Kultur und Sprache wurden bedroht. Gleichzeitig betonte Trischler die verbindende Kraft der Gemeinschaft: „Wir sind Brückenbauer – über Grenzen hinweg, zwischen Donauschwaben in Deutschland, Österreich, Brasilien, Amerika, Kanada und jenen, die in den Nachfolgestaaten unserer alten Heimat leben. Wir bauen Brücken der Erinnerung, der Versöhnung, der Sprache und vor allem der Jugend, die unsere Gemeinschaften in die Zukunft trägt.“ Sie unterstrich, dass der Bundes- und Weltdachverband Orte der Begegnung schaffen, Dialoge fördern und Projekte anstoßen wolle, um die donauschwäbische Identität lebendig zu halten.


Die Gedenkveranstaltung bot zugleich Gelegenheit zu Gesprächen über die Zukunft der deutschen Minderheiten in Europa und stärkte die Sichtbarkeit der deutschen Volksgruppe in Kroatien.



 
 
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