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Bräuche zur Osterzeit

  • Donauschwaben
  • 1. Apr.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 3. Apr.

Vom Krätzichi Osterhas, Rätschen und fliegenden Kirchenglocken




Die „Rätscherbuwe“: Ministranten aus Filipowa mit ihren Rätschen [aus der Publikation: „Filipowa – Bild einer donauschwäbischen Gemeinde“, Wien 1982]
Die „Rätscherbuwe“: Ministranten aus Filipowa mit ihren Rätschen [aus der Publikation: „Filipowa – Bild einer donauschwäbischen Gemeinde“, Wien 1982]

In der alten Heimat gab es verschiedene Traditionen, die von Dorf zu Dorf unterschiedlich ausgestaltet wurden. Trotz einiger Unterschiede lassen sich viele Gemeinsamkeiten feststellen. Bereits vor dem Palmsonntag begann man rechtzeitig mit dem Frühlingsputz. Hierbei wurden das Haus und der Hof gründlich gereinigt und oft auch frisch geweißelt. Man holte mit Eimern frischen Kalk, verdünnte ihn mit Wasser und strich damit die Wände. Die Osterzeit konnte nun kommen. Bereits in der Nacht zum Palmsonntag brachte der ”Krätzichi Osterhas” in manchen Dörfern das erste Osterei (vgl. Hinkofer-Walter 1985). Oft lag es vor der Kinderzimmertür. Danach ging es dann zur Palmweihe in die Kirche. Die geweihten Palmkätzchen befanden sich dann das ganze Jahr im Haus über einem Kruzifix oder neben einem Heiligenbild und dienten als Schutzsymbol für die Bewohner.

Die Karwoche begann am Gründonnerstag, als in den katholischen Kirchen die Glocken nach Rom “fortflogen”, um dort für die Gemeinde zu beichten. Sie kamen erst nach der Auferstehung wieder zurück. Währenddessen diente zum Beispiel in Gajdobra eine auf dem Kirchturm installierte Rätsche aus Holz als Ersatz, die jede Stunde “rätschte”. In anderen Dörfern gingen die Buben mit ihren Rätschen durch die Gassen. An diesem Tag gab es zum Mittagessen traditionell immer etwas Grünkraut wie einen Salat oder Spinat als Beilage. Der Karfreitag diente zur Besinnung. Es wurde nur die notwendigste Arbeit erledigt. Auch in der Küche beschränkte man sich auf das Wesentliche. Eine Milchsuppe mit einem bereits am Vortag gebackenem Zopf oder einfache Nudelgerichte standen hier auf dem Speiseplan. Nachmittags fand die Prozession auf den Kalvarienberg der jeweiligen katholischen Orte statt. Auf dem Weg dienten die Gebete und der Gesang als Erinnerung an das Leiden, das Jesus Christus erleben musste. In Gajdobra ging man mehrmals am Tag in die Kirche, um dem “Heiligen Grab” einen Besuch abzustatten. “Es war immer sehr schön im hinteren Teil der Kirche in einer Nische eingerichtet. Die lebensgroße Christusfigur lag da umrahmt von vielen Blumen und Kerzen. Das Allerheiligste war, von einem Schleier verdeckt, ausgesetzt. Zu beiden Seiten des Hl. Grabes hielten Feuerwehrmänner in Uniform, mit Helm und Säbel, Ehrenwache” (Becker 1963, S. 8).

Am Karsamstag kehrte dann wieder das Leben in die Häuser zurück. In der Kirche begannen die Glocken wieder zu läuten und alle freuten sich auf das große Osterfest. Nach der Auferstehungsmesse um 18 Uhr gab es einen Prozessionszug, den “Umgang“, durch das Dorf, der vom Kirchenchor und der Feuerwehr angeführt wurde. Vor und nach dem Kirchenbesuch waren die Frauen mit den Vorbereitungen für das Ostermahl beschäftigt. Die Kinder fertigten ihre Osternester an. Hier lassen sich weitere interessante Unterschiede der einzelnen Dorfsitten feststellen. So ging man in Mramorak “hinunter zum Bach, wo in Mengen üppiges Gras stand. [Die Kinder] rupften [ihre] Körbchen voll und legten damit [ihre], bereits mit Stroh gepolsterten, Kisten grün aus” (Hinkofer-Walter 1985, S. 68). Während also in Mramorak die Nester oftmals aus Kisten bestanden, bauten die Kinder in anderen Gemeinden wie etwa in Miletitsch oder in Neu-Pasua ihre “Osterhäusle” aus Ziegeln, die der Osterhase dann in der Nacht zum Ostersonntag füllte. “Die Burschen machten ihren Mädchen ebenfalls ein Osterhäusle und legten etwas Schönes hinein. Es kam aber auch vor, dass aus Schabernack ´Roßknottle´ drinlagen” (Hudjetz-Loeber 1956, S. 127). In den meisten Gemeinden versteckte der Osterhase das Osternest gerne im Garten und die Kinder hatten mit ihren Eltern während der Suche eine große Freude. Am Ostermorgen gingen die Schulkinder schon früh zu ihren Großeltern und zu ihren Taufpaten, um dort mit einem Körbchen ihre Ostergeschenke abzuholen. Der besondere Brauch des Eierwerfens wurde ebenfalls in manchen Dörfern zelebriert. Dazu sammelten die Jugendlichen am Ostermontag frühmorgens von den Bewohnern Eier ein. Diese legten sie dann im Abstand von wenigen Metern auf beide Seiten einer Gasse. “Nach einer alten Regel werden die Eier von zwei Jungen gehend geworfen, und zwar zuerst nach vorne, dann nach hinten und anschließend quer nach vorne und wieder nach hinten.” Die Eier stehen dabei symbolisch für “die Jugend, den Überfluss und die Fruchtbarkeit. Deswegen werden die Eier weggeworfen, damit alle von diesen teilhaben können” (Rist 2019, S. 6). Dieser uralte Brauch findet beispielsweise in Terem bei den Sathmarer Schwaben bis heute noch jährlich statt. In anderen Gemeinden war es Sitte, dass an diesem Tag die Mädchen von den Buben mit Wasser oder sogar mit Kölnisch Wasser bespritzt wurden. Als Dank dafür gab es Ostereier, etwas Süßes und einen Umtrunk.

Typische Ostersprüche waren damals zum Beispiel:

“Has, Has, Oschterhas, leg me was ins grieni Gras, leg me was ins Oschternest, geb Owacht, daß d´mich net vegescht.” (Mramorak)

“Osterhase, dankeschön, nächstes Jahr (Mal) auf Wiederseh´n!” (Gajdobra)


Von Jürgen Harich

 


Becker, Anni (Sr. M. Ruth): Unveröffentlichtes Manuskript. Weichs 1963.

Hinkofer-Walter, Emmi: Osterfest – Frühlingsfest! In: Henke, Peter/Baumung, Erhard/Bitsch, Franz u.a. (Hrsg.): Bildband Mramorak. Blieskastel 1985, S. 68.

Hudjetz-Loeber, Irmgard: Heimatbuch Neu-Pasua. Stuttgart 1956.

Rist, Gabriela: Eierwerfen in Terem. In: Schwabenpost. Nr. 4. 2019, S. 6.




 
 
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