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GEDENKJAHR

80 JAHRE
FLUCHT, VERTREIBUNG,

NEUBEGINN

2024 ist ein besonderes Jahr: Vor 80 Jahren wurden die Donauschwaben aus ihrer Heimat im Donau-Karpatenraum – dem heutigen Ungarn, Serbien, Kroatien und Rumänien – vertrieben. Wir erinnern in diesem Gedenkjahr mit einer vielseitigen Informations- und Veranstaltungsreihe an die historischen Ereignisse vor 80 Jahren.

Ein Kongress, Lesungen, Diskussionen, die Veröffentlichung von Erklärvideos und filmischen Zeitzeugenberichten sowie eine Kunstinstallation flankieren die zentrale Gedenkfeier am 12. Oktober 2024. Schirmherrin des Gedenkjahres ist Dr. Petra Loibl, MdL, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene.

HISTORISCHER HINTERGRUND

Die Ereignisse im
Herbst 1944

Der von Deutschland begonnene Zweite Weltkrieg hat millionenfaches Leid verursacht. In Jugoslawien forderte die Bombardierung Belgrads am 6. und 7. April 1941 zigtausende Tote und Verletzte, Tausende von Häusern wurden zerstört. Die Deutsche Wehrmacht und die SS taten ihr Übriges an Gräueltaten in den Dörfern und Städten. Das blieb nicht folgenlos. 

 

Im Oktober 1944 trat der Zweite Weltkrieg dann in seine letzte blutige Phase. Im Osten Europas war die Rote Armee auf dem Vormarsch. Die russischen Soldaten besetzten das Siedlungsgebiet Vojvodina, im Norden des heutigen Serbiens, wo sie zahlreiche donauschwäbische Zivilistinnen und Zivilisten vorfanden. Die „Schwaben“, insbesondere die Zivilbevölkerung, wurden in der Folge pauschal für die Gräuel des nationalsozialistischen Besatzungsregimes mit seiner menschenverachtenden Vernichtungspolitik verantwortlich gemacht und kollektiv bestraft. Es kam zu willkürlichen Erschießungen sowie zu massenhaften Vergewaltigungen durch Soldaten und serbische Partisanen. An die 7.000 Donauschwaben fielen den Mordaktionen zum Opfer. Darüber hinaus verfolgte die jugoslawische Volksbefreiungsbewegung die Vorstellung von einem ethnisch homogenen Nationalstaat und plante das Land von der deutschen Minderheit zu säubern. In der Folge wurden die Donauschwaben zu Volksfeinden erklärt, entrechtet und enteignet. Diese als „blutiger Herbst“ in die Geschichte der Donauschwaben eingegangene Tragödie setzte den Anfangspunkt zu Deportationen, Internierungen, Flucht und Vertreibung. Bis in die 1950er Jahre flohen mehr als eine halbe Million Donauschwaben in die ganze Welt, viele von ihnen kamen nach Bayern.

 

Die insgesamt ca. 12 Millionen Heimatvertriebenen im Nachkriegsdeutschland leisteten einen wichtigen Beitrag für den Wiederaufbau – auch in Bayern, wo sie mit 1,9 Millionen ein Viertel der Bevölkerung stellten.

 

Die Ereignisse um die deutsche Minderheit der Donauschwaben liegen inzwischen 80 Jahre zurück und sind doch hochaktuell. Kriege wie gerade jene in der Ukraine oder im Sudan lösen Flucht- und Vertreibung aus, Menschen verlieren ihre Heimat und müssen in der Fremde eine neue finden. Es ist ein wiederkehrendes Schicksal, das Menschen bis in die Gegenwart widerfährt. Die Erfahrungen von Krieg, Flucht und Vertreibung wirken oft bis in die nachfolgenden Generationen fort als transgenerative Traumata.

ERINNERN UND INFORMIEREN

Filme, Veranstaltungen
und Veröffentlichungen

Die vom Kulturzentrum Haus der Donauschwaben konzipierte Informations- und Veranstaltungsreihe „80 Jahre Flucht, Vertreibung, Neubeginn“ nimmt das Gedenkjahr zum Anlass, an die historischen Ereignisse vor 80 Jahren zu erinnern und über diese und ihre Folgen bis in die Gegenwart zu informieren. Hier stellen wir alle (laufend aktualisierten) Informationen zu den Projekten, Veröffentlichungen und Veranstaltungen rund um „80 Jahre Flucht, Vertreibung, Neubeginn“ zusammen:

Erklärvideos: Geschichte
in 100 Sekunden

Das Kulturzentrum hat anlässlich des Gedenkjahre Animationsvideos in Auftrag gegeben, die nun veröffentlicht sind: Vier Erklärfilme à 100 Sekunden veranschaulichen leicht verständlich und zugleich informativ die bewegende Geschichte der Donauschwaben in zeitgemäßem Format. Sie machen die Ereignisse kompakt über eine Zeitspanne von rund 250 Jahren für alle Generationen begreifbar. Sie sind zusätzlich zur deutschen Fassung auch auf Englisch und Serbisch verfügbar.

Erklärvideos

Erklärvideos
Teil 1

Teil 1

01:55
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Teil 2

Teil 2

02:02
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Teil 3

Teil 3

02:07
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Teil 4

Teil 4

02:52
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Dokumentarfilm-Projekt:
Zeitzeugen erinnern sich

Im Auftrag des Kulturzentrums hat Fernsehjournalist Bastian Kellermeier im Laufe des letzten Jahres ausführliche Interviews mit Mitgliedern der Landsmannschaft der Donauschwaben in Bayern geführt. Das Ergebnis ist nun veröffentlicht:  ein 6-minütiger und ein 8-minütiger Dokumentarfilm, der die Vertreibung der Donauschwaben und ihr Ankommen in einem neuen Zuhause aus sehr persönlicher Sicht erzählt. In einem thematischen Zusammenschnitt berichten die Zeitzeugen der Erlebnisgeneration von ihren individuellen Erinnerungen an die Flucht und den Neubeginn, die sie als Kinder erlebt haben.   Entstanden sind eindrückliche Erzählungen, die dank der filmischen Dokumentation nun vor dem Vergessen bewahrt werden.

Zum Anschauen bitte anklicken!

Kunstinstallation „Im Fluss der Zeit“
Eine Reise durch die (Erlebnis-)Räume der Geschichte

Die Rauminstallation „Im Fluss der Zeit“ wird im Kulturzentrum von 12. Oktober bis 13. Dezember 2024 den Besucherinnen und Besuchern die Möglichkeit geben, in die Geschichte der Schicksalsgemeinschaft der Donauschwaben interaktiv einzutauchen, ihr nachzuspüren und sich dank multimedialer Unterstützung in das historische Geschehen hineinzuversetzen.    

 

Der Künstler Jurij Diez inszeniert in der Installation „Im Fluss der Zeit“ einen Rundgang durch mehrere Räume. Unterstützt wurde er dabei von dem Bühnenbildner Alois Elmauer. Sie arbeiten teils mit dem Vorhandenen, setzen neue Wände, spielen mit Licht, Dunkelheit und Klangelementen sowie der Zusammenstellung historischer Artefakte, Möbel und Fenster zum Rück- und Durchblicken. 

 

Gleich zu Beginn begegnen wir unserem eigenen Spiegelbild – jedoch nicht spiegelverkehrt, sondern so wie andere uns sehen. Wer bin ich in den Augen anderer? Wodurch wird meine Identiät definiert? Durch den Blick auf uns selbst, auf historische Fotos, anhand Videoprojektionen und Tonfragmente wird ein sinnliches Erleben möglich. Besonders durch das eigene Bewegen im Raum gelingt es dem Künstler gegensätzliche Emotionen wie Beengung, Heimeligkeit, Eingesperrt-sein, Stillstand oder In-Bewegung-sein hervorzurufen. Man liest, man lernt, man hört, von Hoffnungen und Glück, von Schrecklichem und der immer wiederkehrenden Leere, von den Menschen, die fortgingen, ankamen, wegmussten; die verwurzelt und wieder entwurzelt wurden. 

Jeder Raum ist wie ein eigenes Bühnenstück, ein Raum-im-Raum, der uns den Fluss der Zeit individuell erleben lässt. Und am Ende stehen sie wieder da, kahl und kalt und klar, die Fragen: Was ist meine Heimat und wer bin ich? 

 

Jurij Diez (geb. 1981) wurde in Kasachstan in eine Familie von Russlanddeutschen geboren und kam als Spätaussiedler 2002 nach Deutschland. Die Themen Heimat, Identität und Neubeginn begleiten ihn sein ganzes Leben. Die begehbare Rauminstallation ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKRD).  

 

Fotos: Dirk Tacke | Atelier Tacke

01_Kunstinstallation IM FLUSS DER ZEIT_Jurij Diez_Kulturzentrum Haus der Donauschwaben_202
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03_Kunstinstallation IM FLUSS DER ZEIT_Jurij Diez_Kulturzentrum Haus der Donauschwaben_202

Die Termine
im Gedenkjahr

GEDENKFEIER

Gedenkveranstaltung:
80 Jahre Flucht, Vertreibung, Neubeginn

Das Programm am 12. Oktober 2024 in Kürze:
 
10.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst, Kirche St. Konrad, Bahnhofstraße 12 a, Haar

11.30 Uhr
Empfang/Imbiss im Kleinen Theater Haar, Casinostraße 6 

12.30 bis 14.30 Uhr
Gedenkveranstaltung im Saal des Kleinen Theaters

15.00 Uhr
Empfang im Haus der Donauschwaben, Leibstraße 33 in Haar und Eröffnung der Kunstinstallation „Im Fluss der Zeit“ des Künstlers Jurij Diez
 
Sie sind herzlich eingeladen, an der Gedenkfeier teilzunehmen! Bitte melden Sie Ihre Teilnahme für eine bessere Organisation des Tages vorab bei uns an. Gerne per Email an kulturzentrum@donauschwaben.bayern oder auch telefonisch unter 089-456 99 193.

TERMIN
12. OKTOBER 2024
10.00 bis 17.00 UHR

ST. KONRAD, 
KLEINES THEATER  UND HAUS DER DONAUSCHWABEN, HAAR

KONGRESS

Donauschwäbischer Kongress: 80 Jahre Flucht, Vertreibung, Ankommen

Eine Kooperation zwischen der Donauschwäbischen Arbeitsgemeinschaft Österreich (DAG), der Landsmannschaft der Donauschwaben Bundesverband e.V., dem Deutschen Humanitären Verein „St. Gerhard" (Humanitarno Udruženje Nemaca „Gerhard") aus Sombor/Serbien und dem Haus der Donauschwaben in Haar; TRENK.S, Kulturplatz 1, 4614 Marchtrenk, Österreich
 
Die mehrtägige Veranstaltung stellt in vielzähligen Fachbeiträgen unterschiedliche Perspektiven und Fragestellungen der donauschwäbischen Geschichte vor: Wie sah die Diskriminierung der deutschen Minderheit aus? Wer waren die Menschen, die die enteigneten Häuser der Donauschwaben bezogen? Was geschah mit denjenigen, die nicht flüchten konnten? Was nehmen Kinder von den dunklen und verborgenen Seiten ihrer Vorfahren wahr? Welche Auswirkungen hatte das Erlebte auf die eigene Lebensführung? Ergänzt wird der Kongress durch Workshops und Lesungen, die aus unterschiedlichen Perspektiven auf die erlebte Geschichte der Vertriebenen blicken.

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TERMIN
18.-20.OKTOBER 2024

KULTURRAUM TRENK.S; MARCHTRENK (A)

DISKUSSION

Den Vorhang öffnen: Die Vergangenheit verstehen, um Zukunft zu gestalten

Für einen international besetzten Diskussionsabend konnten Helena Rill und Nenad Vukosavljević vom Zentrum für gewaltfreie Aktion (Centar za nenasilnu akciju) gewonnen werden. Die regionale Friedensorganisation aus Sarajevo und Belgrad arbeitet auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens an friedenstiftenden Projekten. So leistet ihre Publikation „Auf den Spuren der Donaudeutschen in der Vojvodina“ wichtige Aufklärungsarbeit und strengt einen Perspektivwechsel auf die historischen Ereignisse und deren heutige Erzählung an. In vielen ehemaligen donauschwäbischen Gebieten wissen die jetzigen Einwohner teils immer noch nichts von den Lagern, in den damals selbst Kinder interniert wurden. Helena Rill und Nenad Vukosavljević werden ihr Aufklärungsprojekt vorstellen, im Anschluss wird es eine Podiumsdiskussion geben. 

 

Eintritt frei – um vorherige Anmeldung wird gebeten (s.u.).

TERMIN
21. NOVEMBER 2024
18.00 Uhr

HAUS DES DEUTSCHEN OSTENS, MÜNCHEN

Kontakt und Anmeldung

Wir würden uns freuen, wenn Sie sich vorab für Ihre Teilnahme an den Veranstaltungen anmelden. Vielen Dank.

 

Telefon: 089 - 456 99 193

Email: kulturzentrum@donauschwaben.bayern

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